Ich schreibe einen Roman – Logbucheintrag #4

Klebezettel an meinem Monitor

Die Ungeduld beim Schaffensprozess.

“Wieso dauert das alles so lange?”
“Geht das nicht schneller?”
“Dafür brauche ich ja ewig!”

Diese Ungeduld beim Schaffensprozess ist glaube ich so ein Selbstwert-Ding. Man will ganz schnell Erfolge haben, um das Selbstwertgefühl zu steigern, und sich besser zu fühlen. Wenn ich gerade jetzt, wo ich diesen Text schreibe, darüber nachdenke, war das in der Vergangenheit immer ein recht kurzer Kick. Der Rausch verflog schnell, bald hatte ich schon das nächste Ziel vor Augen und war wieder unzufrieden. Vergangene Erfolge werden vergessen, das Spiel geht von vorne los. Damit lässt sich auch die Frage beantworten, warum ich schon seit Wochen, wenn nicht Monaten, meine Xbox nicht mehr angemacht habe. Ich kann das nicht mehr, mich hinsetzen, und etwas machen, was am Ende kein Resultat erzeugt. Ich bin nicht produktiv, was meine innere Stimme (vielleicht mein Selbstwertgefühl?) auf den Plan ruft und ich doch wieder am Computer lande, um zu schreiben oder Werbung für meine Bücher zu machen. Das ich damit geradewegs auf ein Burnout zusteuere, ist mir dabei auch bewusst.

“Bringen Sie mir ein Geduldsspiel, aber zack zack!”

Auch mein Geduldsfaden ist sehr kurz geworden in den letzten Monaten. Ich werde schnell böse, wenn etwas nicht gleich so funktioniert wie ich es will oder etwas anders läuft. Früher war ich nicht so. Verändert mich das Romanschreiben? Ach ja, der Roman. Der sollte am besten auch schon vorgestern fertig sein. Noch so etwas, was mich wahnsinnig macht. Es ist verdammt viel Arbeit, diese Arbeit kostet Zeit und sie kostet noch mehr Zeit, wenn ich ein wirklich gutes Buch veröffentlichen möchte. Ich glaube am besten kann man den Vergleich mit einem Seiltänzer ziehen, der die Balance halten muss. Die Balance zwischen Qualität und Perfektionismus. Ich muss den sicheren Mittelweg, das Seil finden, das Projekt in guter Qualität fertigzustellen, darf aber nicht zu perfektionistisch an die Sache herangehen. Bin ich ungeduldig, wird der Roman nicht die Qualität haben, die ich anstrebe. Bin ich zu perfektionistisch, sitze ich noch in 10 Jahren an dem Text. Das ist keine leichte Aufgabe!

Was denkt ihr darüber? Habt ihr auch manchmal das Gefühl, euch im Kreis zu drehen?

Gehabt euch wohl und meidet die Dunkelheit, liebe Leser!

 

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4 Replies to “Ich schreibe einen Roman – Logbucheintrag #4”

  1. Ich kann dich gut verstehen. Ich würde es auch toll finden, wenn meine Geschichten am liebsten schon gestern alle fertig geschrieben auf dem Markt bereit zum Verkauf wären. XD
    Gerade bei meinem Buch Wirbel der Gefühle merke ich, dass es schon mit der Zeit auch gewaltig schlaucht, immerhin sitze ich mittlerweile ein halbes Jahr daran und irgendwann ist man an seinem Ende und wird hibbelig. Meine Leser übrigens auch was mir zusätzlichen Stress beschert, weil ich oft Anfragen bekomme, wann es denn nun endlich fertig ist. Da wird man selber natürlich auch ungeduldig und will einfach nur fertig werden.
    Da muss man dann einfach drüber stehen und sich sagen, es braucht halt noch ein wenig Zeit, aber wenn es fertig ist, lasse ich die Sau raus! Oder so ähnlich. XD

    Liebe Grüße,
    Sandra (@Dudes4eva)

    1. Qualität braucht nun mal seine Zeit. Und lieber etwas länger (aber nicht zu lange) an etwas arbeiten und mit einem guten Gefühl veröffentlichen als alles schnell hinter sich bringen und den Text mit tausend Fehlern raushauen. Das bringt auf lange Sicht gesehen gar nichts.

      Ich wünsche dir noch viel Erfolg und eine gute Ausdauer bei deinen Projekten! 🙂

  2. Ich kenne das sehr gut. Ich werde immer total unleidlich, wenn ich einen Roman schreibe. Jede "vergeudete" Minute geht mir tierisch auf den Zeiger, ich will am Liebsten den ganzen Tag schreiben, und wenn ich dann Zeit habe, vertrödele ich sie meist mit anderen Dingen. Wenn dann etwas "fertig" ist, beginnt die Zauderei. Ist es auch gut genug? Was kann ich noch verändern? Sollte ich es besser in die Tonne kloppen und etwas anderes machen?
    In meinen schreibfreien Phasen bin ich deutlich ausgeglichener und schlafe auch besser – aber mir fehlt auch der kreative Prozess. Auf Dauer könnte ich nicht ohne das Schreiben leben. Aber für mich ist es auch immens wichtig, diese schreibfreien, völlig unkreativen Phasen zu haben, um das auf Dauer durchhalten zu können. Sonst ginge ich früher oder später auf dem Zahnfleisch. 😉
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und – vor allem – Geduld!

    1. Tut mir sehr leid, Rebekka, dass ich deinen Kommentar jetzt erst entdeckt habe! :O

      Vielen Dank für deinen netten Worte! 🙂

      Also bei mir ist es so, dass wenn ich ein mir selbst auferlegtes Schreibpensum am Tag erfüllt habe, ich danach auch mit ruhigem Gewissen etwas anderes machen kann.

      Diesen Punkt zu finden an dem man sagen kann "ICH bin hier fertig, alles weitere muss mir ein externes Lektorat aufzeigen" ist schwierig, da stimme ich dir zu! 🙂

      Hab noch ein paar schöne Weihnachtstage, bis dann! 🙂

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