Ich schreibe einen Roman – Logbucheintrag #7

Warum es keinen Spaß macht, Self-Publisher zu sein.

Als Self-Publisher bist du frei, du kannst alles bis ins kleinste Detail selbst bestimmen vom Cover über die Werbung bis zum Preis deines Buches. Der Nachteil: Self-Publisher zu sein ist ein Full-Time-Job. Frei zu sein bedeutet nicht immer auch mehr Zeit zu haben!

Das Amazon Kindle-Direct Publishing-Programm hat mich in diese ganze Szene reingezogen. Ich fand es unheimlich klasse, selbst ein Buch zum Verkauf anbieten zu können. Das ist es auch! Aber wenn man ernsthaft Bücher verkaufen möchte und das nicht nur so zum Spaß macht, muss man früher oder später auch dafür Werbung machen. Wer nicht wirbt, stirbt! Das ist gerade unter den Self-Publishern wichtig, weil wirklich JEDER heutzutage seine Texte auf irgendwelche Plattformen laden und verkaufen kann. Der Konsument wird geradezu überschüttet und damit meine ich noch nicht mal Gratis-Ebooks usw. die einem hinter jedem Pop-up-Fenster um die Ohren schleudern.
Werbung für die eigenen Bücher zu machen frisst sehr viel Zeit, wenn man es richtig machen will. Dazu gehört nämlich nicht, einfach irgendwelche Links zur Verkaufsseite auf allen möglichen Plattformen zu posten als gäbe es kein Morgen. Insgeheim hoffe ich ja, dass ihr das auch weiterhin macht, damit ich noch besser aus der Masse heraussteche! 😉 Nein, das ist zu plump und darauf hat auch niemand Bock. Werbung auf Facebook und Twitter und all den anderen Plattformen zu machen erfordert Einfallsreichtum und Zeit. Man muss sich immer neue Dinge überlegen. Was gefällt den Lesern? Welche Bilder teile ich auf Facebook, was schreibe ich auf Twitter? Das ist nicht mal eben in der Mittagspause durchgeplant.
Ich würde jetzt am liebsten schreiben, dass ein Verlag diese ganze Arbeit für einen übernimmt, aber ich habe schon öfter gehört, dass dem nicht so ist. Liebe Verlage, ändert das! Wir leben in einer digitalen Welt. Eure Leser schauen Videorezensionen auf Youtube, sind vernetzt auf Facebook und Twitter und wollen dort gute Inhalte sehen. Und sie folgen denjenigen, die gute Inhalte liefern, so einfach ist das! Auch diese Logbücher schreiben sich nicht von selbst. Einmal die Woche muss ich was Gutes raushauen, das braucht Zeit! Ebenso muss ich mir für meinen Newsletter jeden Monat was spannendes einfallen lassen!

Für meine letzte Veröffentlichung, den 2. Band von “Kurzgeschichten aus Nuun”, habe ich drei Wochen vor Release mit der Promophase begonnen. In diesen drei Wochen habe ich nur noch vorm Computer gesessen, Grafiken für Facebook, Twitter, Instagram usw. erstellt, die ich täglich veröffentlicht habe. Jeden Tag habe ich dadurch meine Follower auf allen Kanälen mit interessanten Infos versorgt und immer wieder darauf hingewiesen, dass am 15. November meine neues Buch erscheint. Ich habe sogar Videos aufgenommen, in denen ich einen Teil der Geschichten vorgelesen habe. Das alles zu stemmen war gar nicht lustig! Ich war so glücklich, als ich den Veröffentlichungstermin endlich erreicht hatte. An diesem Tag und den Tagen danach haben sich 3 Leute das Buch gekauft, was ziemlich ernüchternd war. In solchen Momenten entscheidet sich dann, ob man sich das überhaupt noch antun möchte als Self-Publisher.

Die Veröffentlichung dieses 2. Bandes hat mich auch jede Menge Geld gekostet. Dabei hatte ich dem Buch “nur” ein professionelles Korrektorat sowie ein Buchcover von der tollen Elif Siebenpfeiffer spendiert. Diese Kosten reinzuholen wird unheimlich lange dauern, glaubt mir. Ein Verlag hätte all das für mich übernommen!
Ein Verlag ist auch für die Werbung zuständig. Offline-Werbung kostet mich als Mediengestalter sehr viel Zeit, wenn ich z.B. einen Flyer gestalte. Andere Self-Publisher, die gestalterisch nicht so begabt sind, engagieren einen guten Grafiker, der das erledigt und müssen dafür Geld hinlegen. Und damit erreichen wir letztendlich nicht mal annähernd so viele Menschen, wie es ein Verlag könnte mit seiner Werbung.
Und wisst ihr, was wir machen könnten, während der Verlag mal eben eine Anzeige schaltet? Wir könnten schreiben! 🙂

Als Self-Publisher hast du keine Hobbies mehr!

Schwierig wird es als Self-Publisher, wenn man auch noch einen Partner hat. Vor kurzem habe ich meiner Freundin per WhatsApp eine gute Nacht gewünscht und als Antwort kam “Gute Nacht, Fremder!”. Das ist scheinbar das nächste Level, das ich erreicht habe. Neben meinem 8-Stunden-Job und einer Beziehung auch noch selbst Bücher schreiben und bewerben wollen ist kein Zuckerschlecken. Glaubt mir, das muss man aushalten können und auch der Partner muss Verständnis dafür haben, sonst klappt das nicht! Also im Zweifel lieber einen Gang runterschalten. Auch ich war zeitweise schon echt nicht mehr zu ertragen, weil ich mir natürlich auch selbst Druck mache bezüglich meines aktuellen Romanprojekts. Da ist sie wieder, diese Ungeduld, die man immer mit sich selbst hat. Im Zweifel solltet ihr euch immer auf das Schreiben konzentrieren und nur wenn ihr ein bisschen zusätzliche Zeit habt, euch dem Marketing widmen. Habt ihr überhaupt keine Lust auf “Selbstwerbung”, sucht euch einen Verlag, der euch vieles abnimmt und ihr mehr Zeit habt zum Schreiben! 🙂

Wie sehst du das? Bist du Self-Publisher und hast die gleichen Probleme? Hast du vielleicht sogar Lösungen dafür? Oder bist du Verlagsautor und kannst aus dieser Sicht berichten?
Ich bin sehr gespannt auf deinen Kommentar!

Gehabt euch wohl und meidet die Dunkelheit, liebe Leser!

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